Dr. Günther Beckstein – Franke mit Herz im „Bomhard-Club“ 10.02.2011

Landesbischof Friedrich und Dr. Bernhard Bueb waren schon da, Ende März kommt der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Prof. Dr. Heinrich von Pierer – ein nicht weniger bekannter Redner war nun aktuell Gast in der Christian-von-Bomhard-Schule; die Rede ist von Dr. Günther Beckstein, ehemaliger Innenminister und ehemaliger bayerischer Ministerpräsident. Er stellte sich in der Markus-Kapelle der Bomhard-Schule den Fragen der Schülerinnen und Schülern der Oberstufe, die sehr aufmerksam den sehr ehrlichen und persönlichen Ausführungen des „Franken“ Beckstein lauschten. Der Schulleiter PD Dr. Thomas Kellner zeigte sich bei der Begrüßung sehr erfreut, eine so prominente politische Persönlichkeit für den „Bomhard-Club“ gewonnen zu haben (siehe Foto). Gekonnt stellten Lucas Heydecker und Bianca Kessler (ganz links) sowie Katharina Stahl (ganz rechts) kluge Fragen, die zu tief gehenden Antworten animierten.
Auch im Publikum saßen – neben den Schülern und Lehrern – einige bekannte Gäste, unter anderem der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident Dr. Karl Hillermeier, das ehemalige Mitglied des Landtages Fritz Loscher-Frühwald sowie das aktuelle Mitglied des Landtages Hans Herold. Für den Stiftungsrat waren die Mitglieder Fritz Klaußecker und Uwe Stradtner gekommen, aber ebenso waren die stellvertretende Landrätin Gisela Keller und der zweite Bürgermeister der Stadt Uffenheim, Ewald Geißendörfer, anwesend. Außerdem waren von den Nachbarschulen Ursula Eisenbrand (Mittelschule) und Friedrich Binder (Grundschule) in der Kapelle, gleichfalls der stellvertretende Stiftungsratvorsitzende Werner Kern und Dekan Karl-Uwe Rasp. Als Vertreter des Elternbeirats kam Hans-Jürgen Menzel.
Wie seine gesamten Ausführungen war auch der Beginn des Vortrags von Günther Beckstein geprägt von seiner ruhigen, humorigen Art: Ironisch erklärte er, dass er „vielfältig durch die Schule geschädigt“ sei, da beide Eltern und auch seine Frau im Lehrberuf tätig waren. Er berichtete über seine 3 Kinder, die alle im Ausland studiert haben. Mit diesem persönlichen Beispiel ging er auf die Frage der Schüler ein, was er vom „G8“ halte. In vielen europäischen Ländern sind die Studenten viel jünger und somit war die Einführung der Verkürzung der Gymnasialzeit sinnvoll, wobei seiner ehrlichen Meinung nach die Umsetzung nicht sehr geschickt vonstatten ging. Mit der achtjährigen Abiturzeit darf aber nicht vergessen werden, dass „neben der Schule immer noch viel Zeit sein muss für Hobbys, Freunde oder andere Engagements!“, so der ehemalige Ministerpräsident.
Befragt zum, Verhältnis von Bayern und Franken (es ging um eine eventuelle Benachteiligung der Franken im Freistaat), bekannte er sich klar zu seiner Heimatregion: „Ich bin von Geburt und Herz Franke!“. Auch merkte der ehemalige Ministerpräsident süffisant an, dass das Fußballteam der Bundesliga - der 1. FC Bayern - zwar in der Tabelle vorm 1. FC Nürnberg – dem Club – rangiere, dass aber der 1. FCN der beste Verein ist. „Der Club hat nämlich die meisten Aufstiege in die Bundesliga geschafft.“ Dafür gab es Szenenapplaus der mehr als 300 anwesenden Zuhörer. Etwas ernster erläuterte Günther Beckstein die völlig normale Rivalität unter den 7 Regierungsbezirken. Es herrschen in vielen Gebieten Bayern ganz unterschiedliche Mentalitäten, wobei natürlich in Oberbayern die Landschaft (Berge, Seen) und die Landeshauptstadt München schon sehr attraktiv seien. Dennoch bräuchten sich die Franken nicht zu verstecken und könnten stolz auf sich sein.
Stolz habe er sich auch gefühlt, als er der erste fränkische, evangelische Ministerpräsident Bayerns wurde. Gleichzeitig war er sich natürlich der großen Verantwortung und der Herausforderung, die dieses Amt mit sich brachte, bewusst. Sehr intensiv schilderte Günther Beckstein – auf die Frage eines Schülers, welche Empfindungen er in seiner knapp einjährigen Amtszeit hatte – seine Gefühle. In seiner Frau habe er immer einen kritischen Begleiter gehabt, den er immer um eine offene Beurteilung seiner Auftritte und Reden bat. Das höchste Lob, so erzählte er schelmisch lächelnd, das seine Frau nach einer Veranstaltung im sagt, war: „Heute warst du nicht einmal schlecht!“
Seine Zeit als bayerischer Innenminister war zwar nicht einfach, aber sie war ihm auf den Leib geschneidert, obgleich es als evangelischer Christ nicht leicht gewesen sei, einen Schießbefehl anzuordnen, wenn zum Beispiel eine Geiselnahme im Gange war oder wenn es um die Abschiebung von Ausländern ging, die sich eventuell wehrten und wo die Anwendung von Gewalt manchmal nötig war. Hier zeigte sich der Politiker Beckstein als Mensch, der auch heute immer noch Verantwortung in der evangelischen Kirche übernimmt und der versucht, die christliche Seite ebenfalls im Blickwinkel zu behalten. Dennoch riet er allen anwesenden Schülerinnen in die Politik zu gehe; er könne sich keinen spannenderen Beruf vorstellen.
„Knallhart“ war dennoch eine politische Erfahrung, nämlich die seines Rücktritts. Sehr gut konnte man sich in den Menschen Beckstein hineinversetzen, als er sehr anschaulich erzählte, wie er am 22. Oktober 2008 am Vormittag noch der mächtigste Mann in Bayern war, dann aber Horst Seehofer sein Nachfolger wurde. „Wer bringt mich jetzt heim?“, fragte er sich am Abend etwas hilflos. Sein Büro war jetzt Seehofers Büro, sein Sekretär war jetzt Seehofers Sekretär und genauso war es mit dem Chauffeur. Zum Glück wurde er von einem der anwesenden Polizisten nach Hause gefahren. Doch er wisse, dass solche Erfahrungen zum Politikerleben dazugehören, „sind doch politische Ämter immer nur Ämter auf Zeit“.
Immer wieder ging der Redner auch auf Kontakte in seiner aktiven Zeit mit den anwesenden Gästen – zum Beispiel Dr. Karl Hillermeier, Hans Herold oder Fritz Loscher- Frühwald ein, was seinen Vortrag noch authentischer wirken ließ. Im Anschluss an die Diskussion in der Kapelle konnte Günther Beckstein im Direktorat mit diesen Personen und den anderen Gästen noch ein paar Worte wechseln. Eine kleine Stärkung bot die Schülerfirma „bomfood“ den Gästen beim Empfang bei Schulleiter Dr. Kellner (siehe Foto), wobei hier ebenso gute Stimmung herrschte, insbesondere als der prominente „Franke“ gleich zu den fränkischen Bratwürsten griff. Doch nicht nur für das leibliche Wohl des Ehrengastes war gesorgt, die Schülerfirma „bomhearts“ – mit der Gründerin und Betreuerin Heidi Krüger – hatte ein Präsent parat: ein, natürlich bayerisch blau-weißes, Kissen wurde überreicht; auch der Schulleiter hatte noch ein Abschiedsgeschenk; er überreichte eine CD und einen guten Tropfen Franken Wein an den fränkischen Redner und dankte ihm sehr für den Besuch im „Bomhard-Club“.


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