Als Gäste gekommen, als Freunde abgereist 17.10.2022

Nach drei Jahren Pause (2019  fand der letzte Austausch statt) besuchten nun wieder Schülerinnen und Schüler aus Kolbudy (Polen) die Partnerstadt Uffenheim. Alle 30 Jugendlichen waren in Familien untergebracht. Wie bereits in den Jahren zuvor kooperierten dabei erneut die Mittelschule und die Bomhardschule; einige Jugendliche waren bei Mittelschülern, andere bei Gymnasiasten oder Realschülern in der Familie. Im Mai 23 ist der Gegenbesuch geplant, auf den sich nicht nur die beteiligten Kinder freuen, sondern ebenso die Begleiter bzw. die gastgebenden Lehrer, denn mit vielen Gästen haben sich im Lauf der Jahre freundschaftliche Beziehungen entwickelt.

Am Montagmorgen erreichte der polnische Bus um 9:00 Uhr die Bomhardschule. Bereits beim Aussteigen aus dem Bus zeigte sich der Kern des Austausch-Gedankens: Obwohl sich die Gastgeber und die Gäste zuvor noch nie gesehen hatten, gab es bei der Zuteilung der polnischen Jugendlichen zu den deutschen Schülerinnen und Schülern strahlende Gesichter, herzliche Umarmungen und anschließend – auf dem Weg zur Alten Kelterei zum gemeinsamen Frühstück – zahlreiche Gespräche auf Deutsch bzw. eher auf Englisch; ein herzliches Miteinander war spürbar. Beim Frühstück unterhielt man sich dann weiter über Hobbys, Haustiere, Geschwister oder die Schule. Alle deutschen Schüler nahmen dann ihre Gäste mit in den Unterricht, während die begleitenden Lehrer ebenfalls in eine Unterrichtsstunde bei Gymasiallehrerin Carina Lechner „reinschnuppern“ konnten. Nach Schulschluss fuhren die deutsch-polnischen Paare nach Hause und verbrachten den Nachmittag/Abend in der Familie (Kennenlernen, Essen, Spiele, erzählen).

Am nächsten Morgen traf man sich in der C.-v.-B.-Schule und fuhr gemeinsam nach Bullenheim zum Weingut „Dürr“. Dort nahmen die Schüler an der Aktion „Traubensaft/Wein herstellen“ teil. In Kleingruppen (polnische und deutsche Schülerinnen und Schüler gemischt) wurde unter Anleitung von Julia und Günther Dürr gearbeitet: Trauben wurden gelesen, in Behälter gefüllt, in das Weingut gefahren und in die Presse gegeben, gepresst und anschließend erfolgte die Verköstigung des Saftes. Dazu gab es ganz viele Erklärungen, die von der Schulleiterin der Polen, Dorota Banasiak, übersetzt wurden. Mit ausreichend Vesper für jeden erfolgte die gelungene Abrundung der Weinlese.

Nach dem Mittagessen in der Alten Kelterei stand am Nachmittag eine Stadtführung in Uffenheim auf dem Programm. Rudi Suchanka zeigte den Jugendlichen die schöne Stadt und wer gut aufgepasst hatte, konnte am Ende die Fragen gut beantworten, denn nach einer kurzen Führung gingen die Schülerinnen partnerweise zusammen und füllen die Bögen zur Stadtrallye aus. Am Abreisetag gab es dafür für die Sieger-Paare schöne Preise. Als „Belohnung“ für die gastgebenden Familien fand am Abend ein gemeinsames Grillen mit allen deutschen und polnischen Schülern und den Eltern der deutschen Schüler in der Alten Kelterei statt. Trotz Regen wurde es im Saal ein gemütlicher Abend mit vielen Gesprächen unter Eltern, Lehrern und Jugendlichen. Auch Bürgermeister Wolfgang Lampe und der Vorsitzende des deutsch-polnischen Vereins, Thomas Gröschel, schauten vorbei und beteiligten sich an den intensiven Unterhaltungen. Erst sehr spät am Abend hatte sich das gemütliche Beisammensein aufgelöst und die Familien gingen mit ihren Gästen zufrieden nach Hause.

Nach dem Treffen in der Schule ging es am nächsten Morgen nach Nürnberg; Stadtrundfahrt und Burgbesichtigung, freie Zeit zum Bummeln und Essen waren die Programmpunkte. Manch deutscher Schüler musste „Christkindlesmarkt“ erklären oder „Drei im Weggla“, wobei dies dann auch zu sehen bzw. schmecken war. Bomhardlehrerin Carina Lechner hatte viel vorbereitet für den Besuch der Großstadt. Kaum wieder zurück an der Schule gab es „völkerverbindendes Backen“. In Gruppen wurden Pizzen belegt und der Holzofen in der Mittelschule wurde eifrig befeuert, damit nach der Aktion alle satt wurden. Kollegen der Mittelschule hatten mitgeholfen und Tische und Bänke aufgestellt sowie für die Getränke gesorgt. Nachdem alle satt und zufrieden waren, holten die Eltern ihre „beiden“ Kinder ab.

Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Gruppenarbeiten: Im Multifunktionszentrum der C.-v.-B.-Schule wurde zusammengefasst, was denn in den Tagen des Besuches alles erlebt wurde. In einzelnen, gemischt besetzten Gruppen (z. B.: „Montag“, „Familienleben“, „Nürnberg“ oder „gemeinsame Erlebnisse in der Familie“) wurden Bilder und Videos gesammelt, Texte geschrieben, Power-Point-Präsentationen erstellt oder einfach nur gemeinsame Erlebnisse Revue passieren lassen. Gegen 11:00 Uhr war dann der Bürgermeister von Kolbudy live zugeschalten (per Zoom), sodass er, sein Amtskollege Lampe und die Schulleiter sich unterhalten konnten. Ergänzt wurden die Bilder und Collagen mit Texten von Schülern und Eltern und Lehrern, die beschrieben, was der Austausch „gebracht“ hatte, also welche Erfahrungen, Erkenntnisse, Bereicherungen, Freundschaften, … entstanden sind; dieses Projekt kann nun auch öffentlich oder in den Schulen/in einzelnen Klassen präsentiert werden. Die Internatsküche sorgte im Anschluss für ein leckeres (auch veganes) Essen, sodass viele Jugendliche und alle polnischen Lehrer sich wünschten, hier zur Schule zu gehen.

Am Nachmittag hieße es dann in den Familien langsam Abschied zu nehmen, denn am Freitagmorgen war die Rückreise geplant. Bereits Mittwochabend und Donnerstagabend hatten die Verantwortlichen (Dorora Banasiak und Marcin Treder auf polnischer Seite) sowie Christian Hentschel und Ralf Lischka (Schulleiter Mittelschule bzw. Realschule) bei gemeinsamen Treffen überlegt, wann und wie der Gegenbesuch stattfinden soll; Ziel ist, im Mai 23 die Partnerstadt Kolbudy zu besuchen. Hier war erneut sehr vorteilhaft, dass sowohl der Bürgermeister als auch der Vereinsvorsitzende immer Zeit fanden, um sich mit den Gästen zu unterhalten. Auch der ehemalige Mittelschulleiter, Klaus Markert, schaute vorbei und begrüßte die alten Freunde.

Am Freitag war es dann soweit, die als „Gäste“ gekommene Delegation aus Kolbudy wurde als „Freunde“ verabschiedet. Die Lehrer kannten und schätzten sich schon länger (bereits am 1. Mai gab es schon Zusammenkünfte in Uffenheim), die Jugendlichen merkten: Hier sind nicht „Polen“ da, sondern Jugendliche „wie du und ich“, die genauso gerne Musik hören, Haustiere streicheln, Sport machen, oder das Fach Mathematik auch nicht mögen; in den knapp fünf Tagen entstanden Freundschaften, was gut beim abschließenden Frühstück und am Bus zu sehen war: es gab herzliche Umarmungen und zahlreiche Tränen flossen. Alle freuen sich schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Natürlich bleiben dank Handy viele im direkten, herzlichen Kontakt.

Noch in der Nacht meldeten sich die Polen, dass sie gut angekommen sind. In zahlreichen Familien freut man sich über die tollen Erfahrungen, die die Kinder machen durften – und natürlich über das ein oder andere Souvenir, das mitgebracht wurde. Diese gemeinsame Aktion der Mittelschule und der Bomhardschule ist ein Vorzeigeprojekt für Völkerverständigung und das gute Miteinander aller Verantwortlichen in Uffenheim und Kolbudy. Zahlreiche kleine Begebenheiten – beispielsweise die „kreative Idee“, Stadt-Land-Fluss so zu spielen, dass eine Polin und eine Deutsche das gegeneinander spielen – jede in ihrer Sprache und anschließend (meist auf Englisch) besprechen, was wer gefunden hat - zeigen, wie wertvoll solche Begegnungen sind!


Text: Ralf Lischka

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