„30 Jahre Deutsche Einheit – Ist zusammengewachsen, was zusammengehört?“
Auszeichnung für Bomhard-Schule 26.04.2021
Erfolg der Christian-von-Bomhard-Schule beim Schülerwettbewerb Bundeszentrale für politische Bildung
Im letzten Jahr jährte sich die deutsche Wiedervereinigung bereits zum 30. Mal und eine Frage, die dabei häufig gestellt wurde, war „Ist inzwischen zusammengewachsen, was zusammengehört?“ – angelehnt an Willy Brandts bekanntes Zitat „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“ vom 10. November 1989. Im Rahmen des Schülerwettbewerbs der Bundeszentrale für politische Bildung beschäftige sich auch die Klasse 10 a des Gymnasiums eingehend mit dieser Frage. Um eine Antwort zu finden, sammelten die Schüler*innen in einer Mindmap zunächst ihr Vorwissen zu dem Thema „Deutsche Einheit“.
Anschließend betrachteten sie in Gruppenarbeit einzelne Themenfelder genauer. So untersuchten sie den „Wirtschaftlichen Untergang und den Aufbau Ost“, wobei sie vor allem die Arbeit der Treuhand in den Blick nahmen. Eine weitere Gruppe beschäftigte sich mit den „Chancen und Herausforderungen in Politik und Alltag“ nach der Wiedervereinigung. Dabei kam auch das Thema Rechtsextremismus auf, das in der Öffentlichkeit noch immer als ein in erster Linie ostdeutsches Problem gesehen wird. Aber auch das Thema „Ost- und West-Identitäten“ wurde näher beleuchtet. Dabei ging es auch um die Frage, weshalb sich nach wie vor viele Ostdeutsche mit dem Begriff „Unrechtsstaat“ schwertun und wie die stereotypen Bezeichnungen „Jammerossi“ und „Besserwessi“ zustande kamen – und auch immer noch verwendet werden. Die vierte Gruppe erarbeitete den Prozess des Zusammenwachsens von Ost und West.
Auf Grundlage der Ergebnisse, welche die Schüler*innen sich zunächst untereinander vorstellten, wurde gemeinsam ein Fragenkatalog erarbeitet. Mithilfe dieser Fragen wurden anschließend vier verschiedene Zeitzeugen interviewt. Als erstes stand die Mathelehrerin der Klasse, Ines Dillenberger, die selbst in Ostdeutschland geboren und aufgewachsen ist, den Schüler*innen Rede und Antwort. Um die von ihr beschriebene Lebenswelt besser einordnen zu können, befragten die Schüler*innen anschließend ihre Biologielehrerin, Cornelia Mertens, die aus dem Westen stammt. Der dritte Zeitzeuge, Hans Vogtmann (siehe Foto), wurde per Zoom ins Klassenzimmer geholt. Da er im Jahr 1980 die Flucht eines Freundes sowie dessen Familie aus der DDR organisiert hatte, konnte er viel Interessantes, z. B. auch zur Stasi, erzählen. Zuletzt sammelten die Schüler*innen weiteres Expertenwissen, in dem sie ebenfalls über Zoom Dr. Thomas Leuerer befragten, der Dozent am Institut für Politikwissenschaft und Soziologie an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg ist und regelmäßig Vorlesungen zur Geschichte der DDR hält.
Nach den Interviews betrachteten die Schüler*innen noch einmal ihre eingangs erstellte Mindmap, ergänzten diese mit ihrem neu erworbenen Wissen und zogen ein Fazit. Abschließend gestaltete das Layout Team der Klasse sechs Informationstafeln in Größe DIN-A2, auf denen die Ergebnisse ansprechend gestaltet zusammengefasst wurden. Für diese Infotafeln wurde Klasse 10 a G nun mit einer Geldprämie von 150 Euro ausgezeichnet. Diese Leistung ist nicht nur deshalb bemerkenswert, weil es lediglich 350 Preise gab, die unter 1 500 – zum Teil auch internationalen – Teilnehmern vergeben wurden, sondern auch, weil das Projekt im (bzw. trotz) Wechsel- und Distanzunterricht zustande kam.
So mussten sowohl ein Teil der Gruppenarbeit als auch alle Interviews während des Wechselunterrichts durchgeführt werden, um das Projekt termingerecht fertigstellen zu können. Aufgrund der sehr guten technischen Ausstattung im Schulhaus war es aber glücklicherweise kein Problem immer die Hälfte der Klasse, die zu Hause bleiben musste, über Microsoft Teams zuzuschalten. Auch bei den Interviews mit dem Fluchthelfer und dem Politikwissenschaftler über Zoom konnten die Schüler*innen online von daheim am Gespräch teilnehmen. Diese Gespräche und die persönlichen Erfahrungen der Interviewten, die man so in den Schulbüchern nicht finden kann, waren für die Schüler*innen – neben der verdienten Auszeichnung – auch das Highlight des Projekts.